Er »hasse Interviews« meinte Pasolini einmal. Umso erstaunlicher erscheint wie regelmäßig er
dem Filmjournalisten Gideon Bachmann (1927-2016) dergleichen in den Jahren von 1961 bis zu
seinem Tod einräumte. Vielleicht weil es sich nicht um klassische Interviews handelt? In der
Tat sind die von Bachmann auf Ton aufgezeichneten und hier zum ersten Mal einheitlich in
Textform veröffentlichten Begegnungen mit Pasolini einzigartig: Es sind Gespräche ohne a
priori fixierte Ziele und offenen Ausgangs. Pasolinis künstlerische und ideologische
Entwicklung von seinen ersten Filmen (Accattone Das Evangelium Matthäus) bis hin zu den
»Freibeuterjahren« ist hier nicht Gegenstand eines kohärenten Diskurses. Diese wird nur
bruchstückhaft in Form impulsiver und gerade deshalb reizvoller und aussagekräftiger
Stellungnahmen beleuchtet. Nicht die öffentliche Persönlichkeit Pasolinis ist es die aus den
»Bachmann-Gesprächen« hervorgeht sondern der Mensch der sich hinter seinem Werk und seinen
Aussagen verbirgt.