Selbstbestimmt stemmte sich Florbela Espanca gegen die von Kirche und Gesellschaft auferlegten
Konventionen und bezahlte dafür einen hohen Preis. Aufgrund der patriarchalen
Moralvorstellungen während Portugals Diktatur bis 1974 missachtet fand ihr Werk erst danach
gebührende Anerkennung. Am 8. Dezember 1894 in Vila Viçosa im südportugiesischen Alentejo als
Flor Bela Lobo geboren wuchs sie in höchst ungewöhnlichen Verhältnissen auf denn ihre
leibliche Mutter arbeitete als Hausmädchen im Hause ihres Vaters. Unehelich kam erst Florbela
und fünf Jahre später ihr Bruder Apeles zur Welt. Beide blieben in der Obhut des Vaters mit
seiner Frau. Ab 1915 veröffentlichte sie ihre Lyrik in Tageszeitungen und
Literaturzeitschriften. Ihr erstes Buch Livro de Mágoas Buch der Kümmernisse erschien 1919
zwei weitere Sonettbände sollten 1923 und 1931 folgen. Florbela Espanca heiratete 1913 ihre
erste Liebe. Nachdem sie 1917 alleine in die Hauptstadt gezogen war um Jura zu studieren
scheiterte die Ehe an ihrer unstillbaren Sehnsucht nach Leben und Liebe. Ihre zweite Ehe
zerbrach wegen häuslicher Gewalt. Erst mit ihrem dritten Ehemann fand Florbela Espanca 1925
einen sie liebenden Freund und lebte fortan in Matosinhos bei Porto. Dort schrieb sie auch
Prosa verfasste Artikel und übersetzte französische Literatur. Als ihr Bruder Apeles 1927 ums
Leben kam verlor sie allen Halt und nahm sich an ihrem 36. Geburtstag am 8. Dezember 1930 das
Leben. Florbela Espancas autobiografische Poesie steht für den weiblichen Aufbruch in der 1.
Hälfte des 20. Jahrhunderts. Unerschrocken unersättlich ungebändigt: alles - bloß nicht vage.