Martin Luther im zeitgenössischen Comic Geschichte - Mythos - Biographie Ein gutes halbes
Jahrhundert nach seiner Reformation hat Martin Luther nicht aufgehört poetische Phantasie und
künstlerische Kreativität zu erwecken. Das 500-jährige Reformationsjubiläum auf
internationaler Ebene gefeiert wurde zahlreichen Schrifsteller:innen und Künstler:innen zum
Anlass sich intensiv mit Luther seiner historischen Bedeutung und seinem Mythos
auseinanderzusetzen. Darunter waren auch Comic-Autor:innen und -Zeichner:innen die mit Alben
und Graphic Novels einen originellen Beitrag zum Gedächtnis des deutschen Reformators
leisteten. Überwiegend biographisch angelegt unterscheiden sich ihre Comics sowohl in der
Ausführung als auch in der Finalität. Ein gemeinsamer Zug ist ihnen jedoch jene unentwirrbare
Verflechtung von historischer und mythischer Dimension welche die verschiedenen Luther-Bilder
seit der Zeit der Reformation geprägt hat. Geben sich einige von ihnen mythisierenden Tendenzen
vorbehaltlos hin so nehmen andere ein eher ambivalentes Verhältnis zum Mythos ein. Indem sie
der Versuchung der identitären Mythopoiesis widerstehen bleiben sie dabei offen für die
Widersprüche und den nicht unbedingt linearen und teleologischen Verlauf der Geschichte.