Zu den Aufgaben der biologischen Anthropologie gehört auch die Erforschung des eigenen Landes
und Volkes unter bevölkerungsgeschichtlichen und bevölkerungsbiologischen Gesichtspunkten. Die
Menschen verschiedener Regionen und sozialer Gruppen unterscheiden sich in vielen sichtbaren
und nicht sichtbaren Merkmalen voneinander. In der geographischen Verteilung der verschiedenen
Merkmale spiegelt sich die Bevölkerungsgeschichte mit ihren unterschiedlichen ethnischen
Schichten wider. Aber auch historische Prozesse wie Wanderungen Heiratsgrenzen oder soziale
Siebung formten das heutige Merkmalsbild einer Bevölkerung. Seit Rudolf Virchow um 1875 die
Schulkinder in allen Ämtern und Kreisen Deutschlands auf ihre Haar- und Augenfarbe hin
untersuchen ließ hat es immer wieder regionale oder lokale Bevölkerungsuntersuchungen in
Deutschland gegeben. Zunächst vor allem für die sichtbaren Merkmale der äußeren Gestalt dann
auch für Blutgruppen teilweise auch für psychologische Merkmale und zuletzt vor allem für
moderne DNS-Merkmale. Außerdem untersuchte man die körperlichen Überreste der Menschen der
historischen Zeiten von den Germanen Römern und Slawen über das Mittelalter und die Neuzeit
bis zur Gegenwart. Bei all diesen Untersuchungen kam man zu einer Fülle von
bevölkerungsgeschichtlich aufschlussreichen Ergebnissen. Der Anthropologe und Historiker
Andreas Vonderach gibt einen gründlichen Überblick über die anthropologische Erforschung
Deutschlands und ihre Ergebnisse von Beginn der Anthropologie um 1860 bis zur Gegenwart. Dabei
lernt man viel über deutsche Geschichte und deren Auswirkungen auf die heutige Bevölkerung.
Andreas Vonderach studierte Geschichte und Geographie in Oldenburg und biologische
Anthropologie in Mainz und Ulm. Er ist Schüler der Anthropologen Ilse Schwidetzky Wolfram
Bernhard und Friedrich W. Rösing und hat zahlreiche Publikationen zu anthropologischen
historischen volkskundlichen und völkerpsychologischen Themen veröffentlicht darunter mehrere
regionalanthropologische Untersuchungen innerhalb Deutschlands.