Es ist schwer die Wahrheit zu sagen. Denn es gibt zwar nur eine. Aber sie ist lebendig und hat
daher ein ständig wechselndes Gesicht. - Franz Kafka (In einem Brief an Milena Jesenská) Als
Philosoph ist Kafka bisher nicht in Erscheinung getreten er selbst hätte sich wohl kaum als
ein solcher verstanden. Kann man trotzdem von einer Philosophie d. h. vom Zusammenhang eines
Denkens sprechen das auch Kafka selbst - spätesten nach Zürau - klar vor Augen stand? Unter
Berücksichtigung meist ausgeblendeter Motive erscheint bereits bei einer unkommentierten
Sortierung der Zürauer Texte der Zusam- menhang eines Denkens in schöner Sinnfälligkeit. In
den Anklängen zur Prosa nach Hinweisen im Tagebuch und vor allem im Licht der Selbstaussagen
über den persönlichen Grund seines Denkens erscheint eine ungemein hoffnungsvolle Philosophie
in poetischer Plausibilität. Um das Paradox von Unabschließbarkeit und Gewissheit kreist das
Denken Kafkas. Wahrheit ist ihm dabei kein unmöglicher Begriff vom Glauben zu sprechen nicht
fremd. Die Entdeckung des Zweifellose[n] in sich zu dem er gar nicht viel an [sich] verändern
sondern nur die alten engen Umrisse [seines] Wesens nachziehen musste scheint dabei das Agens
einer praktischen Philosophie zu sein bei der es Kafka letzthin um die nächsten Bedürfnisse
des Lebens geht vor allem in der Frage zur Bildung eines Verantwortungsgefühls einer
ethischen Musikalität.