Berlin war nicht nur zentraler Ort der Novemberrevolution sondern auch der wichtigste
Schauplatz der 'zweiten Revolution' in den Jahren 1919 und 1920. Auf der Basis intensiver
Archivstudien zeichnet Axel Weipert ein facettenreiches Bild der Berliner Rätebewegung. Die
Schülerräte die Räte nach dem Kapp-Lüttwitz-Putsch die Betriebsrätezentrale und die Rolle der
Frauen werden erstmals systematisch untersucht. Ebenso kommen entscheidende Ereignisse
detailliert zur Sprache: der Generalstreik im März 1919 und die Kundgebung vor dem Reichstag im
Januar 1920 bis heute die blutigste Demonstration der deutschen Geschichte. Die Studie liefert
aber nicht nur neues Detailwissen sondern differenziert unser Bild der Revolutionszeit. Der
Rätebewegung gelang es auch in ihrer zweiten Phase eine Massenbasis zu mobilisieren. Dabei
stellte sie Forderungen die mit ihrem umfassenden sozialistisch-demokratischen Anspruch über
die WeimarerOrdnung hinauswiesen. Die Revolution war also nicht mit denWahlen Anfang 1919
abgeschlossen. Die Rätebewegung beweist dass es in der Arbeiterbewegung noch eine reale
Alternative jenseits von Sozialdemokratie und Stalinismus gab.