Seit letztem Sommer habe ich täglich den Marktplatz in Augenschein genommen. Es sollte streng
geschehen wie mit der Lupe als Phänomen das zu durchblicken bestaunen und zu vertiefen ist.
Ich wollte auf diesem Platz Lebensspuren finden. Die Autobiografie des Schriftstellers Freddy
Derwahl (geb. 1946) erscheint zum 100. Jahrestag des Versailler Vertrages der die Kreise
Eupen-Malmedy Belgien zuschlug. Sein Leben beginnt in einer Zeit schmerzlicher Kriegsfolgen.
Die deutsche Muttersprache ist im neuen Vaterland umkämpft. König Baudouin steht schüchtern auf
dem Rathausbalkon von Eupen. Der junge Journalist engagiert sich inmitten von Bruderkrieg und
Konspiration für eine tolerante Autonomie. Nach einer Sabbatzeit in einem Trappistenkloster in
den USA führt ihn eine Begegnung mit dem Nobelpreisträger Heinrich Böll in die Literatur.
Zahlreiche Bücher und Filme entstehen. Schwere Krankheiten und eine dadurch ausgelöste
Lebenswende die sich in spiritueller Lyrik und Tagebuchnotizen äußert lassen seine Romane und
Erzählungen persönlicher intensiver werden. In der Stille des Hohen Venns der Eifel und
seines Gartens zieht Freddy Derwahl jetzt Resümee und nimmt uns mit auf den Marktplatz seines
reichen Lebens.