Wie böse ist Architektur? In Einstürzende Reichsbauten entwickeln die Künstlerin Henrike
Naumann die Kunsthistorikerin Angela Schönberger und der Architekt und Designtheoretiker
Andreas Brandolini ein Projekt das Naumanns Arbeit Ruinenwert (2019) in ein diskursives
Verhältnis zu Schönbergers Recherchen über Albert Speer und Brandolinis postmoderner
Designtheorie setzt. Die Künstlerin Henrike Naumann (geb. 1984 in Zwickau lebt und arbeitet in
Berlin) erlebte in den frühen 90er-Jahren die extrem rechte Ideologie als vorherrschende
Jugendkultur in ihrer Stadt. In ihrer Arbeit reflektiert sie die Geschichte des rechten
Terrorismus in Deutschland sowie die heutige breite Akzeptanz rassistischen Gedankenguts in
breiten Bevölkerungsschichten. Sie befasst sich mit den Mechanismen der Radikalisierung und
deren Zusammenhang mit persönlicher Erfahrung und Jugendkultur. Naumann erforscht die Reibung
konträrer politischer Meinungen durch die Ambivalenz des persönlichen ästhetischen Geschmacks.
In ihren immersiven Installationen kombiniert sie Video und Ton mit szenografischen Räumen.
Angela Schönberger (geb. 1945 in Kaufbeuren lebt und arbeitet in Berlin) promovierte in den
1970er-Jahren über den nationalsozialistischen Täterort der Neuen Reichskanzlei und über die
Ruinenwerttheorie Albert Speers den sie für ihre Recherchen interviewte. Die ehemalige
Geschäftsführerin des Internationalen Design Zentrum Berlin beschäftigte sich in der
Nachwendezeit mit dem Strukturwandel und der Entstehung neuer Produkte und Designs in den neuen
Bundesländern. Bis 2010 war Schönberger Direktorin des Kunstgewerbemuseums der Staatlichen
Museen zu Berlin. Andreas Brandolini (geb. 1951 in Taucha lebt und arbeitet in Saarbrücken und
Petit-Réderching Frankreich) war Mitbegründer des avantgardistischen Neuen Deutschen Designs
der 1980er-Jahre. Mit seinem Deutschen Wohnzimmer auf der documenta 8 (1987) setzte er Maßstäbe
und betrieb zusammen mit Jasper Morrison und Axel Kufus das Büro Utilism International.
Brandolini fordert in seinen Schriften und Vorträgen dass Möbel Geschichten provozieren oder
möglich machen sollen und spricht sich vehement gegen das Diktat des Funktionalismus aus. Über
die Serie KONTEXT eine Reihe des DISTANZ Verlags bringt Künstler*innen und Autor*innen
zusammen um im Austausch zwischen Text und zeitgenössischer Kunst die Themen zu bearbeiten
die uns beschäftigen. Mit neuen Texten der Wiederveröffentlichung von Essays oder
experimentelleren Gattungen betrachtet die Publikationsreihe aktuelle Themen unserer
Gesellschaft und widmet sich im Dialog mit künstlerischen Positionen dem kritischen Kommentar.