Spiel mit den Sehgewohnheiten In seiner fotografischen Serie Centro (2017-19) untersucht Oskar
Schmidt (geb. 1977 lebt und arbeitet in Berlin und Leipzig) die Tradition von
Porträtdarstellungen und Stillleben im Rückgriff auf die Malerei. Schmidts Protagonist*innen
stammen aus São Paulo seine Aufnahmen entstanden während zweier längerer Rechercheaufenthalte
in Brasilien. Anstatt die Modelle in ihrer gewohnten Umwelt zu zeigen lässt er sie im Studio
vor einem beige-monochromen Hintergrund posieren. Ihre Blicke laufen ins Leere an der Kamera
vorbei ihre Gesten wirken in ihrer Inszeniertheit lapidar und lakonisch. Mithilfe digitaler
Nachbearbeitung rückt Schmidt diese Motive noch weiter an Meister wie Cézanne oder den jungen
Picasso heran: Indem er Pixel auflöst entstehen lasurartige Farbfelder. Schmidts
vielschichtige Bilder zeigen Menschen denen lange nur die Peripherie der westlichen Kunst
vorbehalten war. Sie spielen auf kluge Art und Weise mit Erwartungen die sich aus einem
kollektiven primär europäisch konstruierten Bildgedächtnis speisen. Das Buch zeigt die
komplette Serie begleitet von Texten der Kunsthistorikerin Ellen Tani und des Kurators Thomas
Seelig.