Seit 1.700 Jahren leben Juden im deutschen Sprachraum allen voran in Köln der ältesten
jüdischen Gemeinde nördlich der Alpen oder in den drei SchUM-Städten am Rhein - Schpira
Speyer Warmaisa Worms und Magenza Mainz. In Mannheim sind erste jüdische Einwohner nach der
zweiten Stadtgründung ab 1660 sowie vor allem nach der dritten Stadtgründung zu Beginn des 18.
Jahrhunderts nachweisbar. Welchen Stempel sie im 19. und frühen 20. Jahrhundert dem
wirtschaftlichen sozialen und künstlerischen Leben der Quadratestadt aufdrückten erhellen
fünf Beiträge. So gibt Bernhard Purin in seinen Ausführungen die auf einem wieder entdeckten
Inventar Theodor Harburgers vom Ende der 1920er Jahre fußen einen anschaulichen Überblick über
die - meist verschollenen - kunstvollen Ritualgegenstände der Mannheimer Synagogen und der
Beerdigungsbruderschaft. Raimund Gründler schildert ausgehend von der bedeutenden Mäzenin
Helene Hecht den Emanzipations- und Akkulturationsprozess des jüdischen Bürgertums in Mannheim
seit dem 17. Jahrhundert sowie seinen kaum zu überschätzenden Beitrag zum Aufstieg der Banken-
und Handelsstadt an Rhein und Neckar aber auch die Qualen ihrer Vertreibung und Vernichtung.
Barbara Becker zeichnet das für das jüdische Großbürgertum charakteristische Familienleben am
Beispiel Leopold Ladenburgs und seiner Frau Delphine geb. Picard detailliert nach und rückt
neben ihrem wirtschaftlichen und sozialen Engagement besonders die Impulse in den Blick die
das Musikleben Mannheims der Familie verdankte. Simon Herold analysiert in seinen Ausführungen
die bislang wenig erforschte 1900 von den Ärzten Dr. Julius Moses und Dr. Simon Felsenthal
gegründete Zionistische Ortsgruppe Mannheims die ab Mitte der 1920er Jahre und verstärkt nach
1933 die Auswanderung nach Palästina förderte. Claude W. Sui zeichnet Leben und Werk des
Fotografen Fotohistorikers und -sammlers Helmut Gernsheim en Detail nach der bis 1936 in der
Bayerischen Staatslehranstalt für Lichtbildwesen in München danach in der englischen bzw.
australischen Emigration arbeitete und dessen Nachlass heute die Curt-Engelhorn-Stiftung
verwaltet. Stephanie Herrmann rundet das Bild der Familie mit ihrer Darstellung des Lebenswerks
von Alison Gernsheim der Ehefrau Helmuts ab die sich der viktorianischen Mode sowie der
Medizinfotografie widmete. Diesen thematischen Schwerpunkt ergänzen zum einen die Beiträge von
Philipp Gros zur Schiffsdarstellung auf einer Halsamphore der Antikensammlung der rem von
Stefanie Zesch zur anthropologischen Untersuchung mittelalterlicher Skelettfunde auf dem
Scharhof von Eva-Maria Günther zur Glasbildhauerin Jutta Cluny und von Irmgard Siede deren
Thesen Patrick J. Greary's Publikation Am Anfang waren die Frauen anregte. Zum anderen
berichten Michael Konrad über Restaurierungsprojekte Harald Stockert sowie Eric Veyel über das
Projekt Mannheimer historische Projekte online im MARCHIVUM und Ulrich Nieß würdigt in seinem
Nachruf das Engagement Dr. Udo Biellers im Freundeskreis von Stadtarchiv und MARCHIVUM. Nicht
zuletzt setzt Patrick Schlarb seine im letzten Band begonnenen Ausführungen über edle
Branntweine aus der Kurpfalz fort und Gerhard Schwinge widmet sich dem 200. Jahrestag der
Gründung der Badischen Union der Vereinigung von lutherischen und reformiert-calvinistischen
Gemeinden im Großherzogtum Baden. Hermann Wiegand schließlich rezensiert die erste Biographie
der vor rund 300 Jahren geborenen Kurfürstin Charlotte von Hessen-Kassel der ersten Gemahlin
Kurfürst Karl Ludwigs und - last but not least - stellt ein Beitrag die 2021 ausgezeichneten
jungen Regionalforscher und die Preisträgerin des Franz-Schnabel-Preises des MAV vor.