Der neue Band der Mannheimer Geschichtsblätter trägt seinen Namen zurecht: Fast alle Beiträge
thematisieren Aspekte der Geschichte der Quadratestadt ausgenommen die Ausführungen Mahsa
Öztürks zu einem Menit-Gegengewicht dem Teil eines Halsschmucks aus der Zeit von Pharao
Osorkon I. und Ralf Richard Wagners zur kurpfälzischen Sommerhauptstadt Schwetzingen. So
führen Gälle und Wilfried Rosendahl nicht nur in die jüngere Erd- und Klimageschichte dieses
einzigartigen Orts ein sondern verweisen auch auf den Mannheimer Naturforscher Karl Friedrich
Schimper den Erfinder' des Begriffs Eiszeit und die Ausstellung Eiszeit-Safari der
Reiss-Engelhorn-Museen. Friedrich Teutsch fragt in seinem durch zahlreiche Pläne und Grundrisse
anschaulichen Beitrag zu den sogenannten T-Häusern nach der Kontinuität der Bebauung von der
Zitadelle Friedrichsburg zur künftigen Oberstadt sowie deren Bewohner. Thomas Throckmorton
stellt ein Crowdsourcingprojekt des MARCHIVUM vor das sich an engagierte Ehrenamtliche widmet:
Sie sollen die mittlerweile digitalisierten Theaterzettel und -programme des Nationaltheaters
inhaltlich erschließen und die Ergebnisse in eine Datenbank einpflegen. Dem langen 19.
Jahrhundert widmen sich mehrere Autorinnen und Autoren: Peter Koppenhöfer und Hans-Erhard
Lessing präsentieren neue (Quellen-)Funde zum Bürger Karl Drais dem Mannheimer Erfinder -
nicht nur - der bis heute mit seinem Namen verbundenen Laufmaschine der Draisine. Christoph
Hamann schildert die Geschichte der bürgerlichen Familie Wilhelm Joachims eines Kammerdieners
oder Sekretärs des Grafen von Sickingen. In den Mittelpunkt rückt er das Leben des 1811 in
Mannheim geborenen ältesten Sohns Georg Jacobi der nach seiner Schulzeit im Vereinigten
Lyceum der Quadratestadt und seinem Studium in Freiburg als Gymnasiallehrer bzw. -professor
tätig war. Revue passieren lässt Sebastian Parzer das Leben einer der letzten Zeuginnen von
Mannheims zweitem goldenen Zeitalter Marie Engelhorn. Die Ehefrau des Sohns des
BASF-Mitgründers Friedrich Engelhorn und späteren Alleininhabers der Firma Böhringer und Söhne
führte nicht nur einen ebenso kinderreichen wie herrschaftlichen Haushalt sondern engagierte
sich in zahlreichen sozialen Einrichtungen der Quadratestadt bevor sie im Zweiten Weltkrieg
nach Feldafing an den Starnberg See übersiedelte wo sie 1953 verstarb. Julia Dworatzek lenkt
den Blick auf ein Mannheimer Puppenhaus aus der Zeit der Jahrhundertwende vom 19. zum 20.
Jahrhundert der sog. Belle Epoque welches das damalige Ideal häuslichen Lebens exemplarisch
widerspiegelt. Mannheimer Opfern des Zeitalters der Extreme (Eric Hobsbawn) widmet sich zum
einen Hans-Dieter Graf mit seiner Spurensuche nach dem in Mannheim geborenen jüdischen
Schauspieler Richard Hirsch der 1938 in die USA emigrierte und 1945 als Captain der US-Armee
nach Berlin zurückkehrte. Zum anderen entreißen Jutta Neuhaus und Klaus Wirth mit ihrer
Recherche nach der Herkunft einer Flasche die jüdische Familie Max Baer Söhne und deren
Mannheimer Transitkellerei dem Vergessen. Darüber hinaus dokumentiert Luisa van der Does das
Schicksal der während des Zweiten Weltkriegs nach Mannheim verschleppten Zwangsarbeiterinnen
und Zwangsarbeiter deren Arbeitskraft nahezu alle Firmen der Quadratestadt ausbeuteten. Last
but not least stellt Harald Stockert die neue stadtgeschichtliche Ausstellung im MARCHIVUM vor
in der die 400 Jahre seit der Stadtgründung an Rhein und Neckar multimedial präsentiert und
vielfach multimedial in Szene gesetzt werden.