Heinrich Lippert Wanderlehrer und Winkelschulen Wanderlehrer und Winkelschulen repräsentieren
zwei Phänomene aus der Anfangszeit der Errichtung ordentlicher Volksschulen zu Beginn des 19.
Jahrhunderts wo sie in den deutschsprachigen sowie einzelnen daran angrenzenden Räumen
nachgewiesen werden können. Auf dem Gebiet des ehemaligen Fürstbistums Passau haben sie eine
weite Verbreitung gefunden. Als Vorform oder Notbehelf entstanden Winkelschulen in der Regel
auf Privatinitiative dort wo die Existenz oder die Erreichbarkeit ortsnaher staatlicher
Volksschulen nicht gegeben war. Tragisch gestalteten sich häufig die Lebensumstände der meist
männlichen in den Winkelschulen unter- richtenden Lehrpersonen. Hier fanden sie in einem von
klimatischer Ungunst und der Armut der Dorfbe-wohner geprägten Lebensumfeld einen temporären
Zufluchtsort ohne wirkliche Berufsperspektive mit mini-maler Subsistenz und wenig Achtung.
Kaum besser erging es ihnen wenn sie als Wanderlehrer turnusmäßig in den Bauernhäusern einer
oder mehrerer Ortschaften die dort ansässigen Kinder gegen geringes Schulgeld Unterkunft und
Verpflegung unterrichten mussten. Mit der Einführung und der weiteren Verbreitung der
öffentlichen Volksschulen ist dieser Schultypus nach und nach verschwunden. Hat er bis dahin
einem offenbar vorhandenen Bedürfnis nach elementarer Bildung mehr schlecht als recht
entsprochen so darf sein Wert dennoch nicht unterschätzt werden.