Wer war der Mann der sich hinter dem Ortsnamen Grafrath verbirgt? Vor hundert und mehr Jahren
war Graf Rath noch ein fester Begriff nicht nur bei den Menschen in Grafrath und Umgebung
sondern in ganz Ober- und Niederbayern Schwaben und Tirol. Tausende von Wallfahrern suchten
Jahr für Jahr das Grab dieses Mannes auf. Heute ist Graf Rath nur noch als Ortsname in aller
Munde die Person ist aus dem Bewusstsein der Menschen verschwunden. Im Spätmittelalter gab ein
Chronist von Dießen dem Mann den Namen Rasso. Im Volk konnte sich dieser Name erst im 19.
Jahrhunderts durchsetzen. Doch gerade unter diesem Namen verflüchtigte sich seine Person in
letzter Zeit immer mehr. In dem 1992 erschienenen Landkreisbuch Fürstenfeldbruck heißt es
einen Grafen Rasso als Gründer von Grafrath habe es nur möglicherweise gegeben dann aber zu
einer anderen Zeit als bisher angenommen. Im Katalog zur Landesausstellung Herzöge und Heilige
in Andechs 1993 erklärt ein bekannter Historiker bei Graf Rasso handle es sich um eine
sagenhafte Gestalt die ihre Entstehung spätmittelalterlicher Volksfrömmigkeit verdanke.
Verfasser heimatkundlicher Schriften und Journalisten glauben aus vermeintlicher historical
correctness ihn nur noch mit der Kennzeichnung legendär erwähnen zu dürfen. Auch kirchliche
Stellen scheinen den Mann schon abgeschrieben zu haben. Im Heiligen- und Namenstagkalender des
2013 neu herausgegebenen Gebet- und Gesangbuchs des Erzbistums München und Freising findet sich
unter den rund 800 genannten Heiligen kein Rasso. Und selbst an seinem Grab in Grafrath wurde
in den letzten Jahren seiner so wenig gedacht wie nie zuvor in der tausendjährigen Geschichte.