Bürgin geht es um die Bedeutung eines der ersten schriftlich überlieferten Narrative der
Menschheit: Was sagt uns das Gilgamesch-Epos über das bewusste und unbewusste Erleben über die
soziokulturellen Zusammenhänge und Beziehungsstrukturen jener Menschen im Vergleich zu heute?
Dieter Bürgin beantwortet die Frage auf einfühlsam-spannende Weise und lässt uns teilhaben an
seiner intensiven Durchdringung eines fast 5.000 Jahre alten Mythos und seiner Bedeutung für
das 21. Jahrhundert. Mythen lassen sich viele Bedeutungen zuordnen. Oft geht es um Kämpfe gegen
übermächtige Gegner die Suche nach Unsterblichkeit oder ewiger Jugend oder auch um Reisen in
die Unterwelt. Die entsprechenden Helden sind tapfer. Ihre Geburt ist meist wundersam häufig
stammen sie von einer göttlichen Mutter oder einem göttlichen Vater ab. Das Gilgamesch-Epos ist
in akkadischer Sprache aus altbabylonischer Zeit in mehreren Fragmenten überliefert. Voraus
ging eine Reihe von Gilgamesch-Erzählungen in sumerischer Sprache. Als Hauptinhalt kann die
Nutzlosigkeit der Suche nach physischer Unsterblichkeit bzw. das Problem des Lebens angesichts
der eigenen Sterblichkeit benannt werden. Gilgameschs Geschichte ist die Geschichte einer
psychischen Entwicklung. Das Epos hatte einen pädagogischen Wert da es erzählt oder
vorgelesen kurzzeitige Identifizierungen der Zuhörenden mit den Personen des Epos ermöglichte.
Solche Mythen haben aber auch ein therapeutisches Potenzial denn sie sind der mächtige
kreative die Lebensführung erleichternde und Werte vermittelnde Ausdruck menschlicher
Erfahrungen und Sehnsüchte.