Zum ministerialen und militärischen Führungspersonal während der Zeit der
nationalsozialistischen Gewaltherrschaft gehörte Max Simoneit als fanatischer Vertreter eines
durch Kultur vergeistigten »deutschen Soldatentums«. Seine Einlassungen zum Thema
»Soldatentum« und seine Biografie scheinen geeignet das Weiterleben der inneren Einstellungen
nach 1945 sichtbar zu machen und an einem Beispiel zu erhellen. Wer war dieser Mann und wie ist
er zu dem Akteur unter den Nazis der geworden der er war?Seit Mitte des 20. Jahrhunderts
standen und stehen die Deutschen vor der Herausforderung ihre Geschichte im Schatten des
»Stigmas der Gewalt« (Geyer 1995) zwischen Schuld und Trauer kritisch aufzuarbeiten. Ohne eine
sozialpsychologische Perspektive ist dieser Schatten nicht zu verstehen. Der »Schatten der
Vergangenheit« steht hier - anders als im Film von Kenneth Branagh (1991) - als eine Metapher
für das Irrationale und Totalitäre einer Massenbewegung wie es sich im Nationalsozialismus und
seinen Auswirkungen zeigte. Diese Geschichte lässt sich nach 1945 nur verstehen wenn man die
damit zusammenhängenden Auseinandersetzungen die Verhältnisse von Kontinuität und Brüchen
klärt wenn man die Fragen der Schuld und ihrer Abwehr im und nach dem Dritten Reich zu klären
sucht. Angesichts ihrer unbewussten Bedeutungsgehalte lassen sich diese Phänomene nur unter
Einbeziehung psychoanalytischer Konzepte angemessen beschreiben. Auf die damit
zusammenhängenden Probleme weist Straub (1998) ausführlich hin. Mit Hilfe psychoanalytischer
Konzepte kann anders als Straub meint untersucht werden »wer zu gegebener Zeit am gegebenen
Ort 'Geschichte' in welcher Weise repräsentiert oder aus dem Bewußtsein auszuschließen bemüht
ist« (ebd. S. 30). Es ist dazu allerdings erforderlich den Zusammenhang zwischen dem
Individuum und seiner Geschichte in einer bestimmten Gesellschaft nicht nur zu behaupten
sondern nachzuweisen.