»Gerade eben habe ich angeregt nicht davor zurückzuschrecken auch Patienten mit frühem Trauma
Deutungen vorzuschlagen. Ich sagte dass auch posttraumatische Patienten keine Embryos sind
und jetzt rate ich Ihnen die Deutung nicht an die höheren Ebenen zu richten sondern die
niedrigste Ebene zu suchen auf welcher der Patient mit Ihnen kommuniziert. Heißt das nun dass
ich nicht konsequent bei meiner Technik bleibe? Vielleicht. Aber so verstehe ich die
Psychoanalyse. Ich denke es kommt ziemlich selten vor dass in der Behandlungsstunde der von
uns bevorzugte theoretische Denkansatz genau mit der uns anleitenden klinischen Theorie
übereinstimmt.« (Eran Rolnik)Redekur enthält eine Zusammenstellung von 13 psychoanalytischen
Gesprächen die der Psychoanalytiker und Psychiater Eran Rolnik im Verlaufe der Covid-Pandemie
mit Psychotherapeuten geführt hat. Es ist ein einmaliger mehrstimmiger erlebnispädagogischer
Text der die feinsten Nuancen der analytischen bzw. psychotherapeutischen Begegnung berührt.
Grundbegriffe und Streitdebatten die sich manchmal in begriffliche Elfenbeintürme
zurückgezogen haben werden hier mit einem neuen frischen Blick aus der Perspektive eines
erfahrenen Klinikers Forschers und Lehrer betrachtet auch über die Grenzen der theoretischen
Phantasie hinaus. Die Theorie ist für Rolnik zwar zentral für sein klinisches Wirken
legitimiert sich aber nicht als eigenständige Philosophie losgelöst vom freien Geist der
Psychoanalyse als Praxis und Ethik. Er kennt keine »heiligen Kühe« und sieht sich im
Umkehrschluss auch nicht veranlasst Denker als irrelevant zu disqualifizieren. Seine
Verpflichtung gilt der therapeutischen Rede seiner Patienten sowie der Offenheit gegenüber den
Weiten des Unbewussten im möglichst freud'schen Sinne.Redekur richtet sich an Therapeuten und
Patienten sowie an Wissenschaftler und Studenten sie verbindet ein breit angelegtes
theoretisches Manifest mit einem inspirierenden klinischen Tagebuch die beide ein neugieriges
skeptisches und liebendes Verhältnis zur Praxis zur Theorie und zur Geschichte der
Psychoanalyse verkörpern.