Weltweit nimmt die öffentliche Verbreitung von Antisemitismen über das Internet drastisch zu.
Dabei zeigt sich dass uralte judenfeindliche Stereotype sich mit aktuellen
Konzeptualisierungen verbinden. Die Basis von Judenhass zeigt sich unabhängig von politischen
sozialen ideologischen und ökonomischen Faktoren als ein kultureller Gefühlswert der auf der
Wahnvorstellung fußt Juden seien das Übel in der Welt. Anhand zahlreicher Beispiele aus der
Internet-Kommunikation erörtert Monika Schwarz-Friesel dass sich zwar oberflächliche Formen
und kommunikative Prozesse im digitalen Zeitalter verändern der alte kollektive Hass gegenüber
Juden jedoch ungebrochen die semantische Grundlage ist. Dabei zeigt sich dass Antisemitismus
nicht bloß ein Vorurteilssystem ist sondern ein auf Phantasmen basierendes Weltdeutungssystem
das über Sprachgebrauchsmuster ständig reproduziert wird und im kollektiven Bewusstsein
lebendig bleibt. Auch die Erfahrung des Holocaust hat diese Tradition nicht gebrochen. Den
aktuellen Antisemitismus und seine derzeit dominanten Manifestationen des Anti-Zionismus und
Anti-Israelismus kann man daher nicht ohne seine kulturhistorische Dimension verstehen.