Vor etwa 1.800 Jahren formulierte der jüdische Rechtsgelehrte Mar Samuel im Babylonischen
Talmud das Diktum Das Gesetz des Staates ist das Gesetz - Dina de-Malchuta Dina. Damit
eröffnete er eine Sichtweise in der die jüdische Diaspora den (nichtjüdischen) Staat
grundsätzlich anerkennt und die in Folge auf den Primat des Rechtsstaates hinausläuft.
Rechtsstaatlichkeit ist ein Prinzip mit dem sich die jüdische Rechtstradition weiterentwickelt
hat. Die Voraussetzung für den jüdischen Anteil an einer starken Rechtsstaatlichkeit ist das
Recht auf die eigene Religionsausübung. Rechtsstaatlichkeit und Religionsfreiheit sind für die
jüdische Tradition stets die zwei Seiten derselben Medaille. Dieser Band widmet sich der
jüdischen Beziehung zum säkularen Rechtsstaat. Elisa Klapheck stellt Samuels talmudisches
Diktum als jüdischen Beitrag zur politischen Theologie vor. Abraham de Wolf zeichnet nach wie
sich die unter Napoleon von oben durchgesetzte Religionsfreiheit für die Juden in Deutschland
auch als eine Religionsfreiheit nach innen hin erwies. Barbara Traub beschreibt das Verhältnis
zwischen den äußeren staatsrechtlichen Bedingungen der Religionsfreiheit und der gegenwärtigen
inneren Wirklichkeit der jüdischen Gemeinschaft.