Die Universität Frankfurt am Main im Jahr 1920: Die Medizinstudentin Rose Hölscher (1897-1965)
ist eine aufmerksame Beobachterin. Mit der Schere beginnt sie im Kolleg ihre Dozenten zu
porträtieren zunächst - wie sie schreibt - ohne besondere Absicht. Nach und nach fertigt sie
39 Scherenschnitte von Mitgliedern der Medizinischen Fakultät an. Als Hölscher nach ihrem
Studium 1921 Frankfurt verlässt übergibt sie ihren Lehrern und Kommilitonen ein in kleiner
Auflage gedrucktes Büchlein mit den gesammelten Porträts als Erinnerung für spätere Zeiten.
Ihr Werk nennt sie Frankfurter Charakterköpfe.100 Jahre später begeben sich der
Medizinhistoriker Benjamin Kuntz der Arzt Harro Jenss und die Frankfurter Stadthistorikerin
Sabine Hock auf eine spannende Spurensuche. Sie wollen herausfinden: Wer war Rose Hölscher? Wie
verlief ihr weiterer Lebensweg? Welche Biographien verbergen sich hinter den von ihr
geschaffenen Silhouetten?Die Recherchen ergeben dass unter nationalsozialistischer Herrschaft
Rose Hölscher die mit einem jüdischen Arzt verheiratet war und etwa die Hälfte ihrer
Medizinlehrer aus rassischen oder politischen Gründen systematisch ausgegrenzt und verfolgt
wurden. Die wiederentdeckten und neu herausgegebenen Frankfurter Charakterköpfe der Rose
Hölscher sind ein einzigartiges Zeugnis Frankfurter und deutscher Medizingeschichte.