Bairisch verfügt über strukturelle nicht-sichtbare Eigenschaften die sich im
Standarddeutschen nicht finden dafür in einer Vielzahl anderer Sprachen. Der Linguist Günther
Grewendorf macht diese Eigenschaften sichtbar und zeigt wie reich wie rätselhaft wie
»weltläufig« und wie genial dieser Dialekt ist. Es ist ein weit verbreitetes Vorurteil dass
Dialekte defizitäre Versionen einer Standardsprache sind. Dafür gibt es weder eine
gesellschaftliche noch eine sprachliche Rechtfertigung. Im Gegenteil: Das Bairische ist - wie
man mit einem einfachen und leicht verständlichen Strukturmodell erkennen kann - geradezu
genial. I mog di obwoi-st a Depp bi-st. I mog eich obwoi-ts Deppn sei-ts ist nicht nur eine
bairische Liebeserklärung. Man sieht hier vielmehr eine einzigartige grammatische Besonderheit
des Bairischen die es im Standarddeutschen nicht gibt: Nicht nur Verben können eine Endung für
Person und Zahl aufweisen sondern auch jene Wörter die Nebensätze einleiten (wie z.B. obwohl
weil ob oder dass). Anhand zahlreicher weiterer Beispiele (u.a. von Gerhard Polt Karl
Valentin Bruno Jonas Benno Höllteufel) vermittelt diese kurze aufschlussreiche linguistische
Handreichung einen wunderbaren Einblick in den strukturellen Reichtum des Bairischen. Für alle
die an Sprache und insbesondere am Bairischen interessiert sind ein umwerfendes Aha-Erlebnis
nach dem man spontan ausruft: Ja do legst di nieder!