Wie geht man mit Gewalt um wenn man im Alltag damit unvermittelt konfrontiert wird? Flüchten
oder standhalten das ist die große Frage die dieser mit feiner Ironie erzählte Roman aufwirft
und so die Werte unserer Gesellschaft auf den Prüfstand stellt. Der Neurochirurg Davide Ricci
weiß alles über das menschliche Gehirn und die menschliche Psyche. Glaubt er. Aber stimmt das?
Mit seiner Frau und seinem Sohn lebt er in einem schicken Holzhaus am Stadtrand von Lucca. Wäre
da nicht der Nachbar Massimo Lenci mit seiner Bar und dem ständigen nächtlichen Lärm gäbe es
nichts zu klagen. Aber als seine Frau und sein Sohn in einem Restaurant von einem Betrunkenen
angegriffen werden und er sich anstatt ihnen zur Hilfe zu kommen hinter einer Gruppe von
Touristen versteckt und zuschaut wie ein anderer Gast eingreift ändert sich sein Leben
schlagartig. Hat er sich bis dahin als jemand gesehen der »genetisch nicht zur Gewalt fähig
ist« muss er sich nun eingestehen dass er schlicht feige ist. Und so kann es nicht
weitergehen. Er freundet sich mit Diego an dem Mann der den Angreifer im Lokal spontan
gestoppt hat und lässt sich von ihm coachen. Mit durchaus zweifelhaftem Erfolg. Gewalt im
Alltag ist allgegenwärtig aber zum Glück wird man selten so direkt damit konfrontiert wie der
Protagonist in diesem großartig erzählten Roman. Wie es Bacà gelingt ein gesellschaftlich
brisantes und gerne verdrängtes Thema zu einer nahezu »persönlichen» Erfahrung zu machen ist
verstörend und spannend bis zur letzten Seite.