Es herrscht Aufruhr. Fast alles was bis vor kurzem als festgefügt selbstverständlich und
gesichert gegolten hat wird infrage gestellt. Und hat Folgen: abgesetzte Operninszenierungen
mit Warnhinweisen versehene Filme vom N-Wort bereinigte Bücher gekündigte Redakteur*innen
Karikaturisten Wissenschaftler*innen. Mohrenstraßen sollen nicht mehr so heißen und dass es
nur zwei Geschlechter gäbe hat eigentlich nie gegolten und gilt erst recht nicht mehr seit es
Menschen gibt die sich auch öffentlich zwischen Mann und Frau verorten und deshalb als
non-binär definieren. Ein Buchstabenwurm der einmal mit LGBT begonnen hat ist inzwischen bei
LGBTQIA* angelangt. Die Diskussion über die sogenannte Identitätspolitik greift auf unseren
Alltag über. Es formiert sich Protest dagegen schon gegen das Gendern wird Sturm gelaufen.
Konservative Kommentator*innen liefern die verbalen Knüppel dafür: »Sprachpolizei«
»Gedankenkontrolle« »Cancel Culture«. Die Gefahr ist: eine Herrschaft rigoroser Moralisten
durch Tugendterror. Die Chance ist: eine Gesellschaft die sensibler achtsamer reflektierter
rücksichtsvoller und toleranter mit sich und ihren Minderheiten umgeht. Wir müssen uns
entscheiden jede*r einzelne wie als Gesellschaft insgesamt: Welche Haltung nehmen wir dazu
ein?