Es gibt zwei verschiedene Methoden den Zusammenhang zwischen zwei physikalischen Erscheinungen
nachzuweisen. Die natürlichste und interessanteste dieser beiden Methoden besteht darin dass
man von zuverlässigen Theorien der fraglichen Erscheinungen ausgeht und den Zusammenhang
zwischen denselben Schritt für Schritt verfolgt. Diese Methode ist jedoch nur in einer sehr
beschränkten Anzahl von Fällen anwendbar und wir sind im allgemeinen auf die andere Methode
angewiesen. Dieselbe besteht darin dass wir ohne eingehende Kenntnis des Mechanismus durch
den die Erscheinungen hervorgerufen werden und ohne Rücksicht auf die Erklärung derselben
zeigen dass sie untereinander in einem solchen Zusammenhang stehen dass die Existenz der
einen die Existenz der anderen in sich begreift. [...] J. J. Thomson heute vor allem dafür
bekannt dass er 1897 das Elektron entdeckte legt mit seinem Buch Anwendungen der Dynamik auf
Physik und Chemie ein Werk vor das auf Vorlesungen fußt die der Autor bereits als 30-jähriger
am renommierten Cavendish-Laboratorium in Cambridge gehalten hat. Der Autor wendet sich mit
diesem Werk gegen die bisher übliche Praxis Zusammenhänge zwischen physikalischen
Erscheinungen mithilfe der Hauptsätze der Thermodynamik zu erklären. Thomson schlägt als
Gegenmodell die Anwendung der Hilfsmittel der Dynamik vor und untersucht in seinem Buch welche
Resultate sich mit Hilfe dieser rein dynamischen Prinzipien erzielen lassen. Nach einer
fundierten Einführung in die Methoden wendet Thomson diese auf unterschiedliche Themenbereiche
und Fragestellungen aus der Physik und der Chemie an. So behandelt er beispielsweise reziproke
Beziehungen zwischen physikalischen Kräften Verdampfungsprozesse und den allgemeinen Fall des
chemischen Gleichgewichts. Der Autor scheut sich dabei nicht auch auf Nachteile und Schwächen
seiner Methode einzugehen. Joseph John Thomson (1856-1940) britischer Physiker erhielt 1906
den Nobelpreis für seine Forschungen über die elektrische Leitfähigkeit von Gasen. Der Verlag
der Wissenschaften verlegt historische Literatur bekannter und unbekannter wissenschaftlicher
Autoren. Dem interessierten Leser werden so teilweise längst nicht mehr verlegte Werke wieder
zugängig gemacht. Das vorliegende Buch ist ein unveränderter Nachdruck der Originalausgabe von
1890.