In seinem fünfzigsten Lebensjahre trat Albrecht Dürer seine dritte grosse Reise an. Sie bildet
in Verbindung mit andern gleichzeitig eintretenden Ereignissen den letzten entscheidenden
Abschnitt für seine künstlerische Tätigkeit sowie für sein geistiges Leben überhaupt. Freilich
war er jetzt nicht mehr der jugendliche Mann dem erst im fernen Lande die ungeteilte
Anerkennung das erhebende Bewusstsein der eigenen Tüchtigkeit und Selbständigkeit gab der die
freie italienische Lebensluft hochgebildeter Kreise mit vollen Zügen genoss der als
Junggeselle reisend frei und froh der Welt entgegenzog und sich im fremden Costüm gefiel -
diesmal reist er mit Frau und Magd als ein nachdenkender ruhiger Mann dessen Existenz sogar
gefährdet erscheint wenn diese Reise nicht ihren eigentlichen Zweck erfüllt. [...] Ein knappes
Jahr verbrachte Albrecht Dürer (1471-1528) mit seiner Frau in den Niederlanden wo er als
berühmtester deutscher Künstler seiner Zeit von den einflussreichen Personen hofiert und geehrt
wurde. Eindringlich dokumentierte Dürer seine Erlebnisse und Eindrücke von der niederländischen
Kultur und seine Kontakte zu Adel Auftraggebern und anderer Prominenz in vorliegendem Tagebuch
das der passionierte Kunsthistoriker Franz Friedrich Leitschuh (1864-1924) im 19. Jahrhundert
erneut publiziert hat. Der Verlag der Wissenschaften verlegt historische Literatur bekannter
und unbekannter wissenschaftlicher Autoren. Dem interessierten Leser werden so teilweise längst
nicht mehr verlegte Werke wieder zugängig gemacht. Das vorliegende Buch ist ein unveränderter
Nachdruck der Originalausgabe von 1884.