Selten hat eine Behauptung mit Recht solchen Anstoß erregt wie die des berühmten Göttinger
Physiologen Rudolf Wagner daß es möglich sei Glauben und Wissenschaft nebeneinander ablaufen
zu lassen im Glauben ein Anderer zu sein als mit der wissenschaftlichen Überzeugung. In
Sachen des Glaubens rühmte Wagner von sich liebe ich den schlichten einfachen Köhlerglauben
am meisten in wissenschaftlichen Dingen rechne ich mich zu Denen welche gern die größte
Skepsis üben. Unsere vorliegende Schrift von der Einheit und Unzertrennbarkeit des Geistes
ausgehend und demzufolge die Notwendigkeit anerkennend Glauben und Wissen miteinander in
Einklang zu bringen hat es versucht die Übereinstimmung desjenigen Glaubens der ein
wirkliches und wahres Bedürfnis der Menschheit ist mit derjenigen Wissenschaft die echt und
wohlbegründet ist nachzuweisen. Sie zeigt daß ein Widerspruch zwischen der streng
naturwissenschaftlichen Anschauung vom Kosmos und der durch die höhern ideellen Interessen der
Menschheit gesonderten Weltanschauung durchaus nicht besteht daß folglich die Notwendigkeit
einer doppelten Buchführung ganz weg fällt. Ästhetische moralische religiöse und
philosophische Weltanschauung haben wie wir nachgewiesen von echter Naturwissenschaft nicht
nur nichts zu fürchten sondern gewinnen bedeutend durch die Anerkennung ihrer Resultate. [...)
Julius Frauenstädt Zeitgenosse und Freund von Arthur Schopenhauer schreibt in dem
vorliegenden Werk über den Einfluss der Naturwissenschaft auf Poesie Religion Moral und
Philosophie. Der Verlag der Wissenschaften verlegt historische Literatur bekannter und
unbekannter wissenschaftlicher Autoren. Dem interessierten Leser werden so teilweise längst
nicht mehr verlegte Werke wieder zugängig gemacht. Das vorliegende Buch ist ein unveränderter
Nachdruck der historischen Originalausgabe von 1855.