Im Herbst 1793 verließ Hegel nach bestandenem Kandidatenexamen das Tübinger Stift weilte
einige Wochen in seiner Vaterstadt Stuttgart und nahm darauf eine Hauslehrerstelle bei einem
Berner Patrizier Herrn Steiger von Tschugg an die er bis Ende 1796 bekleidete. Aus den
damals von Hegel an Schelling geschriebenen Briefen geht hervor daß Hegel von seinem Amt in
Bern sehr in Anspruch genommen war. Dazu kam der Mangel an Lektüre in Bern selbst und noch mehr
auf dem Lande denn im Frühling und Sommer wohnte die Familie des Herrn Steiger auf Schloß
Tschugg in der Vogtei Erlach am Bieler See gelegen. Daraus erklärt sich die bruchstückartige
Form der Notizen die Hegel in dieser Zeit niederschrieb und die teils das Wesen der Religion
und die Möglichkeit einer Volksreligion teils die christliche Lehre und die Person Jesu zum
Gegenstande haben. Erst nachdem mehrere von diesen Fragmenten aufgezeichnet waren schrieb
Hegel im Frühjahr 1795 das eigentliche Leben Jesu nieder. Nicht spurlos war die Aufklärung an
Hegel vorübergegangen. Er war der kirchlichen Dogmatik dem dumpfen Beharren im System des
Schlendrians höchst abgeneigt. Fand aber Hegel in der Religion Jesu die Bestätigung seiner
eignen mystischen Anschauungen so verhehlte er sich doch nicht daß die Lehre Jesu außerhalb
der engeren christlichen Gemeine keinen Anklang gefunden keinen Zustand schöner Freiheit
herbeigeführt habe. [...] In dem hier vorliegenden Band behandelt der deutsche Philosophen
Georg Wilhelm Friedrich Hegel der als wichtigster Vertreter des deutschen Idealismus gilt das
Leben Jesu und die Harmonie der Evangelien. Der Verlag der Wissenschaften verlegt historische
Literatur bekannter und unbekannter wissenschaftlicher Autoren. Dem interessierten Leser werden
so teilweise längst nicht mehr verlegte Werke wieder zugängig gemacht. Das vorliegende Buch ist
ein unveränderter Nachdruck der historischen Originalausgabe aus dem Jahr 1906.