»Als ich dreizehn Jahre alt war spürte ich wie ich als Kind der Pedale geboren wurde.« Die
meisten Menschen glauben nichts sei leichter und mechanischer als ein Pedal zu bewegen. Der
Radsport gilt als kulturlose Barbarei Radrennen bestenfalls als eine klinische aseptische
Fassung von Modern Times ohne Chaplin und bar jeder Poesie. Der Radsport das sind Poulidor
und Thurau und Lance Armstrong es riecht nach Kampfer und Zitronentee nach hohlen Phrasen und
EPO. Der Radsport das ist die Tour de France im Fernsehen die erst dann nicht mehr langweilt
wenn man auf dem Sofa eingeschlafen ist. Der französische Schriftsteller und Philosoph Olivier
Haralambon weiß es besser. Zehn Jahre lang ist er selbst Radrennen gefahren. Er hat in der Welt
der Radsportler gelebt er ist einer von ihnen geworden. Und er ist zu der Überzeugung
gekommen: Bücher machen nicht unbedingt schlauer der Radsport schon. Denn der Radsport besitzt
die heilsame Tugend der Enttäuschung. In diesem sprachmächtigen präzise beobachteten Essay
erzählt Haralambon von den Verzauberungen die uns der Radsport beschert. Er offenbart warum
stark zu sein und schnell zu fahren zwei grundverschiedene Dinge sind. Dass ein Pedal mehr
umsponnen und gestreichelt werden will denn nur getreten. Dass die die man für Rohlinge hält
in Wahrheit empfindsam sind wie Tänzerinnen feinsinniger als manche Schriftsteller - denn
sonst kämen sie nicht voran...