Kaum ein Autor erregte in der ersten Hälfte der 1990er Jahre mehr öffentliches Aufsehen als
Heiner Müller. Die Interviews die er in dieser Zeit gab genossen Kult-Status. Als Intendant
des Berliner Ensembles als Präsident der Akademie der Künste Ost war er einer der wichtigsten
Akteure des literarischen Lebens nach 1989. Seine Kontakte zur Staatssicherheit waren einer der
zentralen Gegenstände des sogenannten deutschdeutschen Literaturstreits. Als er 1995 starb
wurde seine Beerdigung live im Fernsehen übertragen. Seine große Popularität fiel in eine Zeit
in der Müller als Autor kaum noch produktiv war. Quantitativ ist er mehr mit der Kommentierung
seines Werks befasst als mit dessen Fortsetzung. Der Moment seiner größten Popularität fällt
mit dem Moment seiner Historisierung zusammen. Die Beiträge des Bandes gehen von der
Beobachtung aus dass die Zahl der Müller-Referenzen in Theaterinszenierungen Dramentexten
Romanen Gedichten Hörspielen Interviews überwältigend ist und fragen was wie von Müllers
Texten Statements Inszenierungen und Selbstinszenierungen bleibt oder verworfen wird wie
sich Kritik und Zustimmung Fortsetzung und Historisierung zueinander verhalten.Mit Beiträgen
von Kai Bremer Birgit Dahlke Andreas Degen Norbert Otto Eke Helen Fehervary Hans-Edwin
Friedrich Terry Galloway Robert Gillett Bernadette Grubner Jost Hermand Hannes Höfer
Torsten Hoffmann Astrid Köhler Alexander Löck Robert Mießner Stephan Pabst Patrick
Primavesi Anja Quickert Jan Röhnert Kristin Schulz Marc Silberman Janet Swaffar und
Heribert Tommek.