Bertolt Brecht mochte einen nahezu zwanghaft eindeutigen Klassenbegriff vertreten haben und
hatte ein überaus zwiespältiges Verhältnis zum Traum: Einerseits vermag der Traum die Augen für
gesellschaftliche Gegebenheiten zu öffnen und dabei rätselhaft-revolutionäre Sprengkraft zu
erzeugen andererseits verweist Brecht in aller Deutlichkeit auf die realitäts-vernebelnde
Wirkung eines Theaters als einer »Stätte der Träume« als einer Stätte der bürgerlichen
Verweigerung von Einsicht und Veränderung. Die Verbindung der beiden Themen »Klasse« und
»Traum« eröffnet zwei Spannungsverhältnisse gleichzeitig einmal: das Verhältnis zwischen
Klasse bei Brecht und der gegenwärtig geführten Klassismus-kritischen Debatte und zum anderen:
das Verhältnis zwischen konformistischem Verdrängen von Realität durch das »Opium des Traumes«
und einem bewusst - bewusstseinserweiternd? - in die bestehenden Realitäten eingreifenden
Träumen.