Aus dem Russischen von Kristine ListauMit einem Nachwort von Anita Leocádia PrestesEs ist
bereits halb elf. Jemand schlägt vor 'zusammen Eis essen zu gehen!' Alle sind einverstanden.
Auf der Bergstraße gibt es ein kleines Café wo eine Portion Eis zehn Pfennig kostet. Dorthin
macht sich die ganze Bande auf. Das Eis ist herrlich! Doch es zieht ein Unwetter auf. Der
Inhaber des Cafés bezahlt seine Angestellten zu niedrigeren Sätzen als nach Tarif. Als wir
davon Wind bekommen entscheiden wir es zu boykottieren. Der Boykott dauert eine Woche bis
der Unternehmer aufgibt weil er Angst hat mit uns seine wichtigsten Kunden zu verlieren. Die
Angestellten erhalten ihren Lohn nach Tarif und wir suchen das Lokal wieder auf.Mit 21 Jahren
schreibt dies Olga Benario in Moskau wohin sie nach der aufsehenerregenden Befreiung von Otto
Braun geflohen ist. Ihr Buch das den Alltag der Kommunistischen Jugend Berlins beschreibt
erscheint 1929 in Moskau auf Russisch.Da es sehr wenig Literatur zur Organisation und
Arbeitsweise des KJVD gibt und Olga Benarios Erzählungen über nächtliches Plakatieren
Spendensammlungen oder die Parteibüros so schön wie erkenntnisreich sind ist dieses Buch ein
wichtiges Zeugnis. Und nicht zuletzt wird der ganz eigene Ton Benarios der zwischen Stolz und
Selbstironie changiert alle Leser*innen begeistern.