Die neu geschaffene Poetikdozentur für NEUE DEUTSCHE LITERATUR zeichnet Autor*innen aus die in
ihrem Schreiben die Realitäten einer postmigrantischen Gesellschaft beschreiben - nicht mehr
und nicht weniger. Sie versteht sich damit als Beitrag zu einer Gesellschaft der Vielen
jenseits identitätspolitischer Debatten. Lena Gorelik war im Wintersemester 2022 23 als erste
Poetikdozentin im Literaturhaus Hannover und an der Leibniz-Universität zu Gast. Ihre Texte
sind ästhetisch komplexer Ausdruck einer Literatur die nicht allein die Aufmerksamkeit für
eine postmigrantische Wirklichkeit in Deutschland einfordert sondern ebendiese in all ihrer
Ambivalenz thematisiert. Ihre Antrittsvorlesung beginnt Lena Gorelik mit den Worten »Ich
schreibe weil ich glaube ich bin.« In einer ebenso dichten wie hinreißend erzählten
Selbstbefragung reflektiert sie den Schreibprozess den Aufbau von Beziehungen zu den eigenen
Romanfiguren - und auch die Erwartungen des Publikums an eine migrantisierte Autorin. Die
Schwierigkeiten »Ich« zu sagen. Und auch einmal: »Nein.« Welche Worte wären die richtigen? Und
welche Empfindungen darf ja muss man sich gestatten um literarischen Widerspruch einzulegen?
Als Leser*in folgt man in diesem poetologischen Bravour stück unmittelbar der Entstehung
gegenwärtigster Literatur.