Die befruchtende Wirkung der Lehre Darwins die der vergleichenden Anatomie und der
Entwicklungsgeschichte ein so ungeheures Arbeitsfeld eröffnete hat auch dem Gebiß einem
Organsystem das vorher wohl nur in der zoologischen Systematik wenn auch hier in
ausgiebigster Weise Beachtung gefunden hatte eine neue wichtige Rolle zugeteilt nicht als ob
seine Bedeutung für dieselbe damit zu Ende wäre: im Gegenteil! Sein hervorragender Wert in
dieser Beziehung ist unantastbar und wird immer von neuem bestätigt. Trotzdem kann füglich
behauptet werden daß auch speziell für vergleichend-anatomische Betrachtungen kaum ein anderes
Organsystem von ähnlicher Wichtigkeit geworden ist. Der Gründe hierfür sind mehrere! Vor allem
nämlich sind die Zähne als die härtesten Gebilde des tierischen Organismus dank ihrer
Widerstandsfähigkeit gegen äußere Einflüsse diejenigen Teile des Skelettes die im Schoße
umhüllender Erdschichten verborgen am leichtesten konserviert werden können und so sind denn
auch Zähne und der gleichfalls sehr feste Unterkiefer die häufigsten ja aus den ältesten
Erdschichten die einzigen Reste die uns von den Tieren früherer Zeitepochen erhalten sind.
Noch bedeutungsvoller wird dieser Umstand durch eine Tatsache auf die besonders neuerdings
Leche (1895 und 1902) hingewiesen hat. Das Gebiß erscheint nämlich normalerweise zweimal als
sogenanntes Milch- und als Ersatzgebiß. Das erste schwächere funktioniert nur in der ersten
Lebenszeit und wird beim herangewachsenen Tiere von den festeren bleibenden Zähnen abgelöst
die dann für den Rest der Lebenszeit vorhalten müssen. [...]