Hannah Arendt dachte zeitlebens im Horizont Sokrates'. Schon in den amerikanischen Anfängen
stellte sie den Lehrer Platons in den Mittelpunkt ihrer Versuche ein politisch relevantes und
persönlich haltbares Denken für die Moderne zu begründen. Meisterhaft entfaltet diese Vorlesung
aus den 50er Jahren eine Apologie der menschlichen Pluralität. So wendet sich Arendt gegen die
platonische Versuchung der Relativität der möglichen Wahrheiten mit der absoluten Autorität
eines wegweisenden Denkansatzes begegnen zu wollen. Entscheidend ist für Arendt der innere
Dialog den Sokrates philosophisch initiierte. Zudem hebt sie die Kommunikation unter Bürgern
und Freunden hervor die im Austausch der Meinungen gemeinsame Perspektiven der Weltgestaltung
eröffnen könne. In den Erinnerungen In Hannah Arendts Seminar berichtet ihr letzter Assistent
Jerome Kohn wie sich entlang platonischer Texte das gemeinsame Nachdenken mit der Philosophin
an der New School of Social Research gestaltete.