Am 19. Februar 1929 wurde ich verhaftet. In diesem Tag und dieser Stunde sehe ich den Beginn
meines gesellschaftlichen Lebens - die erste wahre Prüfung unter harten Bedingungen. Warlam
Schalamow ist noch keine 22 Jahre alt entschlossen sein Leben in den Dienst seiner
politischen Ideale zu stellen als er verhaftet wird und im Butyrka-Gefängnis anderthalb Monate
in einer Einzelzelle verbringen muss. Wischera sind die von Schalamow als 'Antiroman'
bezeichneten Erinnerungen an seine erste Verhaftung und an das Zwangsarbeitslager am Fluss
Wischera im Nordural in dem er drei Jahre verbrachte. Es sind die 'Lehrjahre' eines
Schriftstellers der wie kein anderer das stalinistische Lagersystem mit literarischen Mitteln
darstellte. Neben den Erzählungen aus Kolyma belegt vor allem dieses unvollendet gebliebene
autobiografische Buch seine prinzipielle Zurückweisung der Romanform nach den Erfahrungen des
20. Jahrhunderts und seine Suche nach neuen Möglichkeiten des Prosaschreibens.