Inspiriert von Henry David Thoreaus Walden zieht sich die 27-jährige Annie Dillard Anfang der
70 er Jahre in die Virginia Blue Montains zurück um die vielfältigen Erscheinungen der Natur
genau zu studieren und das Wunder des Schauens auf sich wirken zu lassen und »wieder zu Sinnen
zu kommen« wie es Thoreau einst gefordert hatte. Ausgehend von der Erkenntnis dass »das
Detail« das erste und »sichtbare Faktum der Welt« sei unternimmt sie tägliche Wanderungen an
den bewaldeten Ufern des Tinker Creek beobachtet und beschreibt den Wechsel des Lichts und das
Wesen des Windes das Leben der Bisamratten und Heuschrecken die Schönheit der gegen den Strom
schwimmenden Fische und die eines Wassertropfens unter dem Mikroskop. Geleitet von der Frage
nach den Absichten einer Schöpfungskraft die sich in all dem Naturschauspiel zugleich
offenbart und verbirgt verbinden sich die genauen überraschenden und oft auch verstörenden
Entdeckungen ihrer Streifzüge in die Wildnis mit Gedankengängen aus Literatur
Naturwissenschaft und Mystik. Dillards Sprache ist dabei so klar und poetisch so erhaben und
erbarmungslos wie der Gegenstand ihrer Erzählung selbst : die lebendige Gegenwart der
verwirrend vielfältigen Natur. Pilger am Tinker Creek ist naturphilosophische Meditation
geistige Autobiografie metaphysischer Lobgesang und poetischer Essay zugleich und nicht
zuletzt die Chronik einer Suche nach nichts Geringerem als dem Sinn der Schöpfung.