Was wäre wenn bei der französischen Kulturverwaltung eines Tages ein Brief aus Kamerun
einträfe in dem die Kameruner freien Eintritt für das Pariser Museum für außereuropäische
Kunst fordern weil sie sich weigern Geld für die Betrachtung der Kunstwerke ihrer eigenen
Vorfahren auszugeben? Und was wäre wenn die Kulturfunktionäre angesichts der erregten Debatten
um Kunstraub und Restitution einwilligten? In Arno Bertinas schelmischer Fabel wird Europa
wieder von seiner Kolonial- und Eroberungsgeschichte eingeholt und es entspinnt sich eine
Kaskade wechselseitiger Forderungen an deren Ende die Frage steht ob die Mona Lisa eher
'zurück' nach Italien gehört oder doch eher nach Afrika ausgeliehen werden sollte. Ausgehend
von Bertinas provokanten Fragen beschäftigt sich die Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy in einem
anschließenden Essay mit der derzeit hochaktuellen Diskussion um Sammlungsgeschichten und
Museumsarbeit in der postkolonialen Weltgesellschaft. Durch die Debatten um das Humboldt-Forum
in Berlin werden Fragen aufgeworfen in denen es nicht nur um Eigentum und Restitution geht
sondern auch um die Legitimität von Grenzen und Zutrittsbeschränkungen.