Nach einem außer Kontrolle geratenen Stelldichein mit vier Prostituierten in Marseille wird de
Sade 1771 per königlichem Haftbefehl gesucht doch der Marquis ist längst über alle Berge -
gemeinsam mit der schönen Anne-Prospère der jüngeren Schwester seiner Ehefrau Renée. In
Italien durchlebt er mit seiner jungen Geliebten eine Amour fou und macht seiner Leidenschaft
für das Enzyklopädische folgend in seinen Notizen Inventur der italienischen Kultur. Neben
Beschreibungen von Baukunst und Kulinarik finden sich in den Aufzeichnungen skandalöse
Beobachtungen: Karnevalsszenen in Neapel gleichen satanischen Orgien Prostitution und Gewalt
bestimmen das gesellschaftliche Leben und zugleich hält der christliche Aberglaube die Menschen
im eisernen Griff. Die Reise endet mit de Sades Verhaftung. In Gefangenschaft versucht er
zunächst seinen drastischen Bericht zu einem Reiseführer für die feine Gesellschaft
umzuarbeiten verwirft diese Idee aber bald zugunsten der alle christlichen Werte infrage
stellenden Monumentalromane Justine und Juliette. Stefan Zweifel zeigt kenntnisreich anhand
ausgewählter Szenen aus de Sades Werk wie die Italienreise als Folie durch sein Schaffen
scheint und übersetzt gemeinsam mit Michael Pfister erstmals Auszüge aus den Reisenotizen ins
Deutsche.