Spätestens seit Donald Trumps Wahl ist Narzissmus als tadelnswerter Charakterzug wieder in
aller Munde. Tatsächlich kennt zwar nicht jeder einen machthungrigen Manager aber doch einen
(ehemaligen) lieblosen Lebensabschnittspartner auf den das Urteil unbedingt zutrifft: egoman
überheblich unsozial. In seiner ebenso elegant wie angemessen polemisch verfassten
Bestandsaufnahme nimmt Richard Schuberth unsere egozentrischen Lebenswelten in den Blick
vergisst dabei aber nicht das Sprechen über Narzissmus und dessen hochinteressante historische
Genese. Kritikwürdiger als die Persönlichkeitsstörung scheint oft ihre Beurteilung: Wie kommt
es dass überaus gestrengen Kulturkritikern und abrechnungsfreudigen Psychologen die verfemte
Extravaganz vor allem bei Frauen und Homosexuellen aufstieß? Wie ist es überhaupt um das Ideal
einer Gesellschaft bestellt in der man sich nichts herausnehmen soll? Die Kritik des
Narzissmus erweist sich in der Konkurrenzgesellschaft als Einübung in den Konformismus und
dieser selbst als Ausdruck eines kollektiven Narzissmus. So ist es umso wichtiger gesunde
Formen widerständiger Selbstliebe zu erproben die den Pfau durchaus zum Maskottchen haben
dürfen.