Als Hanns Cibulka Anfang der 60er-Jahre zum ersten Mal Hiddensee bereist bleibt ihm die Insel
fremd. Ihm der in einer mährischen Kleinstadt im Altvatergebirge aufgewachsen war und als
Kriegsgefangener auf Sizilien den geschichtsträchtigen sonnengrellen Süden kennengelernt hatte
erscheint die spröde norddeutsche Landschaft zunächst sperrig und stumm. Doch schon bald kann
er sich dem Sog dieses Stücks Erde nicht mehr entziehen und fängt an dessen eigenwillige Natur
in seinen dichten Tagebuchaufzeichnungen in Text zu übersetzen. In der poetischen
Landvermessung eines Sommers an der See finden neben der Geologie und Physik auch Windsbräute
und Nebeltöchter ihren Platz die steten Lichtwechsel und die Monochromie der Farben werden
ebenso dokumentiert wie Lektüre- und Hörerlebnisse Reflexionen über Naturtreue und
Kunstwahrheit Zivilisations- und Technikkritik. Hiddensee erscheint in diesen Tagebuchblättern
als ebenso gegenwärtige wie mythische Landschaft und nicht zuletzt als Symbol dessen was
Schutz erfordert und Bewahrung verdient.