Die Moderne nimmt für sich in Anspruch die Rache glücklich überwunden und durch die Herrschaft
des Rechts ersetzt zu haben. Seit der Aufklärung gilt die Rache nicht nur als Gegenspielerin
des Rechts sondern als das dunkle Andere der Moderne überhaupt. In seiner groß angelegten
kulturgeschichtlichen Untersuchung liest Fabian Bernhardt diese bislang kaum hinterfragte
Fortschrittserzählung gegen den Strich. Batman tritt neben Achilles Marcel Mauss trifft auf
Immanuel Kant. In seiner philosophischen Reflexion mit kulturanthropologischem Zugriff und
feinem Gespür für das massenkulturelle Imaginäre zeigt er dass mit der Delegitimierung der
Rache zugleich eine theoretische Verdunkelung einherging. Regelmäßig verkannt wird nicht nur
die ordnende Bedeutung die der Rache in sogenannten primitiven Gesellschaften zukommt sondern
auch die Rolle die der Wunsch nach Vergeltung in den modernen Gesellschaften uneingestanden
nach wie vor spielt. In der Rache scheint nicht nur die dunkle Seite der Gerechtigkeit auf in
ihr melden sich auch diejenigen verdrängten Energien und Affekte zurück für die es in der
modernen Gegenwart keinen legitimen Platz mehr zu geben scheint.