Reiseführer gab es schon im Mittelalter. Der erste in deutscher Sprache beschreibt den
Pilgerweg vom schweizerischen Einsiedeln nach Santiago de Compostela und ist sogar in Versform
verfasst. Seinen Lesern gibt der Autor nützliche Reisetipps mit auf den Weg. Für die damalige
Zeit war sein Pilgerbüchlein ein Bestseller denn es erlebte innerhalb kurzer Zeit fünf
Auflagen. Ich Hermann Künig von Vach will mit Gottes Hilfe ein Büchlein machen das Sankt
Jakobs Straße heißen soll. Darin will ich Wege und Stege beschreiben und wie sie sich jeder
Jakobsbruder mit Essen und Trinken versorgen soll. Auch will ich darin mancherlei Gemeinheiten
der Kapaune nicht unerwähnt lassen und ansprechende Belehrung geben wovor alle sich in Acht
nehmen sollen. Mit diesen Sätzen wird der älteste in mittelhochdeutscher Sprache erhaltene
Pilgerführer eingeleitet mittels dessen die Wallfahrenden wohlbehalten nach Santiago gelangen
sollen. Obwohl geistlichen Standes verfügte der Verfasser auch in profanen Dingen über ein
gerütteltes Maß an praktischem Verstand. So warnt er die Wallfahrenden vor schlechten
Unterkünften und gibt Hinweise auf gastfreundliche Wirte: Auf Nazera (Nájera) kannst du dich
freuen dort gibt man dir gern Almosen um Gottes willen. Das Wallfahrtsbuch des Hermannus Künig
von Vach und die Pilgerreisen der Deutschen nach Santiago de Compostela vom Autor Bibliothekar
Buchwissenschaftler und Fachmann für Inkunabeln und frühe Typographie Konrad Haebler
(1857-1946). Illustriert mit 5 S W-Abbildungen. Nachdruck der historischen Originalauflage von
1899.