Wer von Erbe im Zusammenhang mit Identität spricht verspricht sich und Anderen »Kontinuität«
und »Stabilität«. Das Versprechen hält indes nur so lange wie sich Menschen auf die damit
verbundenen Erzählungen einlassen. Da diese zunehmend hinterfragt werden und der Begriff
»Identität« im politischen Raum zu einer umkämpften Kategorie avanciert ist werden auch die
lange gehegten gewohnten »Konstruktionen« instabil. Dies zeigt sich insbesondere in Momenten
des Konflikts der übergriffigen Inanspruchnahme und des Verlusts. Der Titel »Instabile
Konstruktionen« verweist zugleich auf die beiden Kernbereiche des Kollegs: einerseits auf
Architektur und Denkmalpflege in denen der Begriff »Konstruktion« sich auf bauliche
Manifestationen bezieht von denen eine gewisse Haltbarkeit und Dauerhaftigkeit erwartet wird
und andererseits auf die Kultur- und Sozialwissenschaften wo Konstruktion die soziale
Herstellung symbolischer Sinnwelten meint. Ins Zentrum rückt so der Anspruch die materielle
Umwelt im Wechselverhältnis zu ihrer sozialen Gemachtheit zu verstehen. Diesen Dimensionen von
Identität und Kulturerbe gehen die Autor:innen in den hier versammelten Beiträgen nach. Die
Aufsätze schlagen Brücken zwischen materiellen Manifestationen sozialen
Identitäts-Konfigurationen und Erbe-Narrativen und zeigen auf wie eng diese Aspekte
miteinander verflochten sind.