Das Melodram erscheint als eine Medienkombination und ein Grenzgän-ger. Als Gattungstypus mit
gesprochener Sprache und Instrumentalmusik avancierte es seit dem Ende des 18. Jahrhunderts in
verschiedenen Formaten zur Modegattung zum Massenphänomen oder zum Experimentierfeld. Sich mit
schaurigen oder rührseligen Sujets an Grenzen zu anderen Gattungen und Kunstformen bewegend
entfaltet es sein dramaturgisches Konzept der Emotionsverdichtung zu wirkmächtiger Performance.
Allzeit gehasst und geliebt wurde die Faszination für die Gattung über die Jahrhunderte
getragen. Ausgehend von historischen Entwicklungen des Melodrams näherte sich die in diesem
Band dokumentierte Konferenz ihrem Gegenstand vom letzten Drittel des 18. Jahrhunderts bis zur
Gegenwart aus der Perspektive der musikalischen Aufführungspraxis. Der interdisziplinäre
Diskurs um den Grenzgänger zwischen Musikpraxis und Schauspiel bzw. Sprechkunst regt damals wie
heute zu ästhetischen Kontroversen und aufführungspraktisch experimentellen Prozessen an. Ob im
Bühnenmelodram Boulevardmelodram oder Konzertmelodram ob in melodramatischen Gestaltungen in
Schauspielmusiken oder Opernszenen - stets werden die Sprecher und Interpreten in ihrer
Vortragskunst einem zentralen Moment für die Wirkung von Melodramen vor besondere
Herausforderungen gestellt. Aufarbeitungen Argumente und Analysen dazu bietet dieser Band in
deutscher und englischer Sprache aus Sicht der Musikwissenschaft Literaturwissenschaft
Germanistik Sprechwissenschaft Neurokognition und Akustik der Schauspielpraxis
Gesangspraxis und musikalischen Aufführungspraxis. Seltene Melodramaufführungen in historisch
informierter Aufführungspraxis sowie die affektdurchdrungene Tonsprache des 1775 neuartigen
Experiments von Georg Anton Benda Ariadne auf Naxos werden auf zwei beiliegenden CDs
dokumentiert.