Der Begriff der Choreographie erfährt zurzeit eine bemerkenswerte interdisziplinäre Ausweitung:
Choreographie wird als qualitative Instanz für die Analyse verschiedenster kultureller
gesellschaftlicher und ästhetischer Praktiken und Lebensformen verwandt und erscheint im Licht
einer Kulturtechnik. Dabei markiert Choreographie diejenige Instanz die chaotische und
unübersichtliche Bewegungsformen in den Fluss bringen ordnen und regulieren kann.
Choreographie erhält geradezu eine kulturstiftende Dimension die sie als Kulturtechnik zu
denken gibt. Welches Potenzial birgt ein Verständnis von Choreographie als Kulturtechnik?
Welche kulturprägenden Optionen liegen in der Kunst des Choreographischen und was bedeutet dies
für den Begriff der Choreographie der eng mit den Potenzialen des Körpers korreliert? Vor
diesem Hintergrund eröffnet der Band eine kritische Auseinandersetzung mit den Funktionen
Potenzialen Zuschreibungen und Versprechungen von Choreographie. Aus kulturtheoretischer und
-soziologischer tanz- theater- medien- und kunstwissenschaftlicher Perspektive werden
ästhetische und kulturelle Tragweiten von Choreographie diskutiert und im Kontext von
Szenographien Erinnerungstechniken Ausstellungskonzeptionen Museums-Events
autobiographischen Entwürfen Gesellschaftsformationen Aufführungsästhetiken und digitalen
Tools untersucht. Auf der Grundlage ihrer strukturellen Gefüge die medial durch Notationen
scores und Handlungsanweisungen vermittelt sind bringen Choreographien Formen und Gestalten
hervor. Ihnen kommt dabei eine ästhetische und kulturelle Funktion der Ordnungsstiftung zu.
Außerdem scheint ihre Kunst eine geradezu transformatorische Organisationskraft zu besitzen
die es versteht mit energetischen Kräften zwischen Körpern Räumen und Zeiten 'gliedernd' zu
wirken. Choreographie erscheint mitunter sogar als eine kulturprägende Instanz die mit einer
Gabe der Selbstorganisation fern subjektzentrierter Einflussnahme ausgestattet ist. Mit
Beiträgen von Jörn Ahrens Lisa Beißwanger Hartmut Böhme Gerko Egert Susanne Foellmer
Sabine Huschka Bojana Kunst Kirsten Maar Sebastian Matthias Katja Schneider Gerald
Siegmund Christina Thurner und Birgit Wiens.