Im Jahr 1910 brachte ein bereits zuvor wegen Mordes verurteilter Täter in Wien eine Frau auf
brutalste Weise ums Leben. Der Mörder Christian Voigt ging - wie Jack the Ripper - in die
Kriminalgeschichte und als Moosbrugger mit Robert Musil in die Literaturgeschichte ein. Musil
seit Anfang 1911 in Wien verfolgte den Prozess mit großem Interesse und baute ihn in die
Architektur seines komplexen Romans Der Mann ohne Eigenschaften ein. Die handelnden Figuren -
Ulrich Agathe Clarisse - sehen in Moosbrugger einen Unverstandenen dem man helfen müsse. Die
geistig verwirrte Clarisse will in Moosbrugger da er Zimmermann ist sogar eine Reinkarnation
des Erlösers erkennen. Der Mörder wird aus dem Gefängnis befreit und in einer als Versteck
angemieteten Wohnung untergebracht wo sich die Bedienstete Rachel um ihn kümmert. Hier nun
entfaltet sich ein Kammerspiel am Rande des Schreckens das ständig in die Katastrophe
abzukippen droht. Das beklemmende Psychogramm Moosbruggers das den Autor auf der Höhe seiner
Kunst zeigt ist nicht nur eine atemberaubende Lektüre es eröffnet den Leser*innen auch einen
faszinierenden Zugang zu Musils oft als unzugänglich empfundenen Roman.