»Die Buchstaben sind wie Ameisen und haben ihren eigenen geheimen Staat.« Dass Elias Canetti
damit recht hatte können alle bestätigen die täglich mit Text zu tun haben. Buchstaben sind
nicht nur vielseitig einsetzbare Schriftzeichen die unter dem Dach des Alphabets ihr
semantisches Potenzial entfalten sie sind auch eigenwillige Gesellen die uns häufig nur allzu
gern durch die Finger schlüpfen und Schabernack treiben. Stephan Krass' ebenso kluges wie
unterhaltsames Buch stellt die Buchstaben nun aufs wohlverdiente Podest und weckt
Entdeckerfreude: Wussten Sie eigentlich welche Strafe die unterlegenen Poeten bei den
regelmäßigen Dichterwettkämpfen am Hofe des Tyrannenkaisers Caligula zu erdulden hatten?* Oder
welcher deutsche Schriftsteller für den Suppenhersteller Maggi Werbeslogans dichtete?** Die
Spur der Buchstaben ist jedoch nicht allein eine Spielanleitung. Die 26 Kapitel über Alphabet
Blaupause Code und vieles mehr sind trotz ihrer Kürze von beeindruckender poetologischer
Tragweite und schrifthistorischer Tiefe. Man wird nach der Lektüre einmal mehr zu dem Schluss
kommen dass Sprache und Schrift unsere Realität nicht nur abzubilden sondern auch zu formen
vermögen. * Sie mussten so lange ihre Wachstafeln ablecken bis alle Inskriptionen wieder
verschwunden waren. ** Frank Wedekind Ende des 19. Jahrhunderts.