Die Unmöglichkeit einer objektiven Berichterstattung und grundlegende Skepsis an den Leistungen
der Nachrichtenmedien ist längst zu Allgemeinplätzen geworden während von einem
Geltungsverlust dieser Medien nicht die Rede sein kann. Tagtäglich binden die in Massenmedien
selektierten Ereignisse die Aufmerksamkeit in Politik Wirtschaft oder Interaktionssystemen mit
nicht zu unterschätzenden Wirkungen.Dabei stellt sich die Frage wie unter Voraussetzung der
Perspektivität jeder Beobachtung spezielle Beobachtungen erzeugt werden die Relevanz und die
Beschreibung der aktuellen Wirklichkeit für sich beanspruchen können und für differente
Anschlüsse weiterer Systeme attraktiv werden.Das vorliegende Buch greift die systemtheoretische
Diskussion massenmedialer Kommunikation auf und erweitert sie um eine formtheoretische Analyse
von Nachrichten. Im Zentrum der Überlegungen steht die Spannung zwischen der grundsätzlichen
Beobachtergebundenheit von Nachrichten und deren Anspruch an wirklichkeitsgetreue
Repräsentation. Nachrichten ermöglichen gesellschaftsweite Aufmerksamkeit indem sie einerseits
Ereignisse hervorbringen und dabei andererseits ihre eigene Beobachtungsleistung unsichtbar
machen. Die Ereignisse erscheinen in einer Form die die Anschlussbildung an diese Ereignisse
wahrscheinlicher und sichtbarer macht als die möglichen Anschlüsse an die Perspektivität der
Nachrichten. Sie werden gleichsam einer differenten Beobachtung etwa durch politische
wirtschaftliche oder andere massenmediale Kommentierungen ausgesetzt. Ereignisse nicht Themen
erweisen sich daher als wichtige durch Massenmedien bereitgestellte Aspekte der Integration von
Gesellschaft unter den Bedingungen ihrer funktionalen Differenzierung. Drei exemplarische
Fallstudien - die Diskussion um den Fall Christian Wulff um die Publikation der
Botschaftsdepeschen durch WikiLeaks und die Veröffentlichung von Wirtschaftsprognosen -
veranschaulichen diesen Zusammenhang.