Für Friedrich A. Kittler war die Soziologie in all ihren Ausprägungen eine exemplarisch
medienvergessene Disziplin. Das muss jedoch nicht heißen dass Kittlers »Aufschreibesysteme«
nicht bei der Analyse der Soziologie helfen können. Es hindert auch nicht daran die von
Kittler so vehement behaupteten Kausalbeziehungen zumindest probeweise umzudrehen und von der
sozialstrukturellen Seite her zu konzipieren. Was passiert mit den großen Klassikern von 1900
wenn man ihnen den Maßstab mathematischer physikalischer und medientechnischer Diskurse
anlegt? Die Fragen nach dem Gegenstand der Soziologie nach sozialem Handeln Mensch und
Gesellschaft stellen sich unter diesem neuen Blickwinkel auf neue Weise. Interessant für
Medientheoretiker innen mag sein wie viel von Marx noch in Kittlers Theorie steckt. Der Autor
arbeitet in der vorliegenden Arbeit heraus wie sich die Axiomatik der Mathematik in gleicher
Weise von der anthropologisch rückgekoppelten Anschaulichkeit löst wie die Verstehende
Soziologie mit ihrer Axiomatisierung von Handlungen « wie bei Weber der »Mensch« als Träger
all dieser Handlungen zwar noch postuliert aber nicht mehr widerspruchsfrei konstruiert werden
kann wie Durkheim in strenger Parallele zur modernen Mathematik einen Existenzbeweis der
Gesellschaft entwickelt der mit voller Absicht die Existenz einer Form ohne jeden Inhalt
beweist und von dort zum Aufbau der Soziologie als wissenschaftlicher Disziplin schreitet.