Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts ist übervoll mit Darstellungen von Hybriden aus Mensch
und Tier. Die vorliegende Arbeit ergründet welche gesellschaftlichen Mechanismen dieser
kulturellen Entwicklung zugrunde liegen und in welcher Form und Vielfalt sie sich in der Kunst-
und Kulturgeschichte niederschlagen. Das Tier ist in dieser Epoche sowohl Sehnsuchts- als auch
Angstobjekt. Die Urbanisierung führte zu einer Natursehnsucht die Doppelmoral der Gesellschaft
zu einem Drang nach Ursprünglichkeit und der Auslebung unverfälschter Instinkte. Reiseberichte
erzählten von fremden Kulturen und exotischen Tieren und schufen eine neue Anschauungskultur
die das Publikum mit zoologischen Schriften und Zeichnungen sowie der Gründung von Zoos und
Menagerien erfreute. Die Erkenntnisse auf dem Gebiet der Psychologie und die revolutionären
Theorien der Abstammungslehre riefen zwar ebenfalls Neugier hervor führten aber auch zu einer
skeptischen und oft angstvollen Haltung gegenüber allem was den Menschen mit seinem eigenen
»Tiersein« konfrontierte. Die Künste antworteten auf diese Entwicklungen mit einer Flut
tierischer Symbolik deren Mensch-Tier-Variante Gegenstand dieser Arbeit ist. Dabei wurde eine
Fülle an Bildmaterial aus den Bereichen Karikatur und Malerei gesammelt welche die Bedeutung
des Mischwesens in der Kunst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts veranschaulichen.