Das vorliegende Buch bietet eine neue umfassende Perspektive auf Jean-Paul Sartres
philosophisches Gesamtwerk. Es räumt mit dem Gegensatz zwischen einem frühen und einem späten
Sartre auf und zeigt am Leitfaden der Negativität Entwicklung und Gehalt eines der wichtigsten
und anregendsten philosophischen Werke des 20. Jahrhunderts.Eine noch immer weit verbreitete
Leseart besagt dass Sartres früher Existenzialismus radikal pessimistisch und nihilistisch sei
und sowohl eine ethische Haltung als auch eine theoretische Konzeption einer
existenzialistischen Ethik unmöglich mache. Dieser Deutung wird die These gegenübergestellt
dass Sartres Fokussierung auf Formen der praktischen Negativität (Mangel Unaufrichtigkeit
Scheitern zwischenmenschlicher Beziehungen etc.) methodisch motiviert war um daraus ethische
Massstäbe abzuleiten. Diese Negativismus-These - die auf Michael Theunissens Konzept des
methodischen Negativismus gründet - gilt nicht nur für Sartres existenzialistisches Frühwerk
sondern auch für sein gesellschafts- und geschichtstheoretisches Spätwerk den großangelegten
Versuch den Existenzialismus in marxistisch-dialektisch gedeutete Zusammenhänge
einzubetten.Begründet wird die These durch detaillierte und gründliche Textinterpretationen
die auf die erkenntnistheoretischen Prämissen des Früh- und Spätwerks eingehen um aufzuweisen
wie die Formen der praktischenNegativität mit Formen der theoretischen Negativität (Nichts
Nichtsein Negation etc.) zusammenhängen.So zeigt der erste Teil des Buches dass Sartres
Analyse der Negativität im existenzialistischen Frühwerk von sich aus auf eine praktische
Philosophie hinausläuft die als negativistische Ethik der Existenz zu deuten ist. Sartre hatte
eine solche existenzielle Ethik geplant aber nie vollendet. Die Untersuchung seiner posthum
erschienenen Entwürfe dazu zeigt dass ihm sein früher existenzieller Ansatz zu idealistisch
war und durch eine historisch-materialistische Sozialontologie ergänzt werden musste. Diese
wird im zweiten Teil des Buches wiederum unter dem Gesichtspunkt des methodischen Negativismus
betrachtet. Es wird dargestellt wie das Spätwerk schließlich in einer negativistischen Ethik
der Gesellschaft mündet.